
Wenn ich mein Atelier betrete, bereitet es mir immer Freude und Vergnügen. Hier ist der Ort, wo ich mich am liebsten aufhalte. Mein Lieblingsplatz dort ist ein grosser weißer Tisch. Ein Hocker ist mein Sitzplatz. Ein Stuhl mit Lehne würde den Raum teilen. Auf einem Hocker sitze ich konzentrierter. Anfangs sind die Tische meist leer. Manchesmal ist die Leere für eine Zeit sehr schön, die es dann aber zu füllen gilt. Mein Tisch markiert einen Platz im Raum. Die Gegenstände, mit denen ich den Tag über arbeiten möchte, werden auf ihm gerichtet. Es sind Papier,Tusche, Feder, Federhalter, Pinsel. Sie werden hin und hergeschoben und bekommen den Platz zugewiesen, der mir richtig erscheint. Es geht verhalten zu.
Zur Zeit zeigen meine Bilder eine Welt fast ohne Farben. Der Kontrast von Schwarz und Weiß, von Licht, Dunkel und Struktur sind Farbe genug. Bewegungen sind wie eingefroren, still und entrückt. In den frühen Morgenstunden kann ich am besten arbeiten. Das Licht ist dann ruhig und jung. Die Welt bleibt während der Arbeit am Morgen draußen. Die Gegenwelt wechselt ihr Gesicht mit den Tageszeiten. Der Mittag und der Nachmittag bringen die Lebendigkeit. Die Sonne zaubert durch die grosszügigen Fensterfronten grüne Punkte der Natur auf Tisch und Papier. Neben meinen bevorzugten Farben Weiß und Schwarz liebe ich alle Grüntöne der Jahreszeiten.
Im Garten beschreibt ein weißer Sonnenschirm meinen Lieblingsplatz im Freien. Er bleibt auch im Winter stehen und soll Platzhalter sein für den Frühling und den Sommer. An manchen Abenden werden die Tische zum gastfreundlichen Versammlungsort für meine Feunde. Immer ist das Atelier, wenn ich es verlasse, auf irgendeine Weise komponiert, egal, ob das künstlerische Tagewerk aufliegt, oder ob Freunde und Gespräche ihre Spuren hinterlassen haben. Beim Nachhausegehen gibt die Türe einen Blick frei auf mein Stillleben, das es am nächsten Tag aufs Neue zu ordnen gilt.
Mein Atelier befindet sich im Atelier- und Galeriehaus Defet. Meinen Arbeitsplatz teile ich mit Kindern und Jugendlichen, die ich im Wintergarten unterrichte. Im Winter sind die Lichtverhältnisse an diesem Ort unbeschreiblich. Weiß- und Grautöne dominieren und der Himmel ist so präsent, dass die Tische im Freien zu stehen scheinen. Und wenn dann noch die Kinder mit der nur ihnen eigenen Intensität zeichnen oder weiße Winterpaläste aus Würfelzucker bauen, dann wird die Zeit zum Raum und die Welt hält ihren Atem an.
1953 | Verena Waffek, geboren in Ehingen, lebt und arbeitet in Nürnberg |
1986-92 | Studium an der Akademie der Bildenden Künste, Nürnberg / Meisterschülerin von Prof. Ludwig Scharl |
1987 | Oberschwäbischer Kunstpreis |
1988 | Preis der Wacker Chemie-Werke, Burghausen |
1989 | Preis, Wettbewerb Kunst am Bau, Staedtler, Nürnberg |
1990 | Internationale Sommerakademie Salzburg bei Franz Erhard Walther, Stipendium des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst. 1. Preis, Wettbewerb Kunst am Bau, Kirchenfenster St. Matthias, Gochsheim. 2. Preis, AEG Kunstpreis Ökologie. |
1992 | Debütantenpreis des Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (Katalogförderung) |
1993 | Arbeitsstipendium im Rahmen des Kulturaustauschs der Region Limousin und des Bezirks Mittelfranken |
1995 | Gründung des Kinder- und Jugendateliers Waffek |
1999 | Gründung der Galerie First Floor im zumikon, Nürnberg (mit Helga von Rauffer) |
2001–18 | Kuratorin der lounge im zumikon, Nürnberg |
seit 2006 | Öffentlichkeitsarbeit und Koordination im Atelier- und Galeriehaus Defet, Nürnberg |
2007 | Förderungspreis der Stadt Nürnberg für Kultur und Wissenschaft |
2013 | Wolfram-von-Eschenbach-Preis 2013 des Bezirks Mittelfranken |
seit 2018 | Mitglied im Beirat für Bildende Kunst Nürnberg |