Die Zukunft gehört mir, da ich an die Schönheit meiner Träume glaube
Ausstellung von Verena Waffek im MUK Kunstverein Zirndorf
Verena Waffek ist eine Künstlerin, die als Zeichnerin nur unzulänglich beschrieben wäre. Ihr künstlerischer Prozess kennt keine Gattungsgrenzen. Eines führt zum anderen und am Ende stehen oft Installationen aus verschiedensten Dingen, die sich atmosphärisch dicht zusammenfügen. Die Künstlerin liebt das Ordnen und Arrangieren. Ihre Szenerien erinnern mal an kulturgeschichtliche Museen, über die die Zeit hinweggegangen ist, dann wieder an Bühnenbilder, die noch auf die Aufführung warten. Immer liegt zarte Melancholie über Verena Waffeks Schauplätzen, als sei ihre Existenz gefährdet. Zukunft, so der Titel der Zirndorfer Ausstellung, garantieren nur die Träume.
© TUCANfilm 2020
Für ihre Ausstellung ließ sich Verena Waffek von Fernsehbildern der verheerenden Waldbrände inspirieren, die im vergangenen Jahr in Australien wüteten. Sie sah, wie Helfer_innen verzweifelt versuchten, Koalabären vor den Flammen zu retten. Das Öl der Eukalyptusbäume wirkte wie ein Brandbeschleuniger. Koalas mit verbrannten Pfoten, die von Menschen geborgen und in Sicherheit gebracht wurden: Solche anrührenden Gesten waren es, die Verena Waffek nicht mehr losließen. Sie begann sich mit einer fernen Flora und Fauna zu beschäftigen und machte für sich aufregende Entdeckungen. Dass Buschbrände wie eine Verjüngungskur für die Natur sind. „Manche Samen“, erklärt die Künstlerin, „brauchen das Feuer, um sich zu öffnen, wie zum Beispiel viele Eukalyptusarten. Außerdem bilden diese auch sogenannte Lignotuber aus, die ein Wiederaustreiben nach völliger Zerstörung der oberirdischen Pflanzenteile ermöglichen.“
Zeichnen ist eine besondere Form des Begreifens. So sind alte Zeichnungen und Stiche, mit denen in früheren Zeiten Botaniker und Zoologen ihre Entdeckungen dokumentierten, oft sehr viel aussagekräftiger als die schärfsten Fotos von heute. Als Künstlerin zeichnet Verena Waffek jedoch weniger, um zu verstehen, sondern vor allem um zu staunen. Ihre Zeichnungen beschwören eine Natur herauf, die von magischer Schönheit ist. Dabei übersetzt sie das Fell von Tieren, das Gefieder von Vögeln oder das Geäder von Blättern in Texturen, die erst erfunden sein wollen. Verena Waffeks neueste Blätter bestechen durch ihre meisterliche Synthese verschiedenster Modi und Techniken, bis hin zu collagierten Elementen. Auffällig an den neuen Arbeiten sind starke Hell-Dunkel-Kontraste, die fast dramatische Wirkung entfalten. Und immer wieder fällt auf, wie sich die Linien und Kürzel verweben und verfilzen. Als wolle sich das Gezeichnete ins Textile verwandeln. Vielleicht geht ja Verena Waffek das nächste Mal diesen Schritt.
Thomas Heyden