Die Zukunft gehört mir, da ich an die Schönheit meiner Träume glaube
Ausstellung von Verena Waffek im MUK Kunstverein Zirndorf

Zeichnen ist eine besondere Form des Begreifens. Verena Waffek zeichnet jedoch nicht nur, um zu verstehen, sondern auch um zu staunen. Deshalb können sich ihre Zeichnungen verselbständigen. Verena Waffeks neueste Blätter bestechen durch ihre meisterliche Synthese verschiedenster Modi und Techniken, bis hin zu collagierten
Elementen. Angeregt sind sie durch die Buschbrände in Australien und die Vernichtung einmaliger Flora und Fauna.
Thomas Heyden

Anlässlich der Ausstellung ist ein Film von Johannes Felder zur künstlerischen Arbeit von Verena Waffek entstanden, der als filmische Annäherung ihre Installation feinsinnig ergänzt:

in-finitum
Eine Ausstellung in der Galerie Bernsteinzimmer in Nürnberg, 2015

Zur Biennale in Venedig 2015 werden Wölfe die Stadt durchstreifen. Ihr Hauptterritorium wird sich um den Palazzo befinden. Dort, ein wenig abseits vom großen Touristenrummel, finden die Wölfe die nötige Abgeschiedenheit und Ruhe. Woher kommen sie wohl?

Die Kinder haben unter anderem das Wolfsthema aufgegriffen und bearbeitet, was den Kleineren die Möglichkeit gab altersgerecht zu agieren. Die Jugendlichen konnten sich mit Venedigs Architektur auseinandersetzen oder sich ihre Thematik im venezianischen Lebensgefüge holen. Wölfe leben im Rudel. Jeder Wolf ist in seiner Funktion unersetztlich und gewährleistet das Überleben des gesamten Rudels. Sie sind über Jahre hinweg eng miteinander verbunden, bis mit dem Erwachsenwerden eine neue Wolfsfamilie gegründet wird. In meinem Kinder- und Jugendatelier sehe ich ähnliche Strukturen. Die Kinder kommen oft über Jahre hinweg zum Kunstunterricht in mein Atelier und verlassen den Kreis erst dann, wenn sie nach dem Abitur ein Studium oder eine Berufsausbildung beginnen. Sie bilden also über Jahre eine verbindliche Gemeinschaft. Das prägt unser Miteinander und unsere Arbeitsweise.

In der Ausstellung werde ich meine Zeichnungen und textilen Objekten zwischen die Arbeiten der Schüler platzieren, ein Spiel inszenieren aus Oberflächen, Materialien und Strukturen, die sich zu einer Gesamtinstallation fügen. Einzelwerke werden aus ihrer isolierten Bedeutung herausgelöst. Alles wird miteinander vernetzt sein, miteinander spielen und in Bezug treten. Das Einzelwerk wird so seinen Exklusivitätsanspruch verlieren. Die Gesamtinstalltion bekommt eine ganz eigene Stimmung.

Einen besseren Ort als die Galerie Bernsteinzimmer in Nürnberg gibt es für diese besondere Ausstellung nicht. Ihre Räumlichkeiten, direkt am Fluß gelegen, haben ebenso wie der Palazzo Fortuny Aura und berühren durch die Lebenszeit, die das Haus zeigt und in sich bewahrt hat. Eine Schönheit, die in Beziehung treten kann zur gezeigten Installation und die Besucher der Ausstellung verführen wird.

Verena Waffek

Download der Dokumentation zur Ausstellung

Eine Geschichte – zwei Seiten
Ein Beitrag des Kinder- und Jugendatelier und Verena Waffek zum Bridging Arts Kammermusikfestival 2105

Die Zukunft gehört mir, da ich an die Schönheit meiner Träume glaube
Ausstellung von Verena Waffek im MUK Kunstverein Zirndorf

Verena Waffek ist eine Künstlerin, die als Zeichnerin nur unzulänglich beschrieben wäre. Ihr künstlerischer Prozess kennt keine Gattungsgrenzen. Eines führt zum anderen und am Ende stehen oft Installationen aus verschiedensten Dingen, die sich atmosphärisch dicht zusammenfügen. Die Künstlerin liebt das Ordnen und Arrangieren. Ihre Szenerien erinnern mal an kulturgeschichtliche Museen, über die die Zeit hinweggegangen ist, dann wieder an Bühnenbilder, die noch auf die Aufführung warten. Immer liegt zarte Melancholie über Verena Waffeks Schauplätzen, als sei ihre Existenz gefährdet. Zukunft, so der Titel der Zirndorfer Ausstellung, garantieren nur die Träume.

© TUCANfilm 2020

Für ihre Ausstellung ließ sich Verena Waffek von Fernsehbildern der verheerenden Waldbrände inspirieren, die im vergangenen Jahr in Australien wüteten. Sie sah, wie Helfer_innen verzweifelt versuchten, Koalabären vor den Flammen zu retten. Das Öl der Eukalyptusbäume wirkte wie ein Brandbeschleuniger. Koalas mit verbrannten Pfoten, die von Menschen geborgen und in Sicherheit gebracht wurden: Solche anrührenden Gesten waren es, die Verena Waffek nicht mehr losließen. Sie begann sich mit einer fernen Flora und Fauna zu beschäftigen und machte für sich aufregende Entdeckungen. Dass Buschbrände wie eine Verjüngungskur für die Natur sind. „Manche Samen“, erklärt die Künstlerin, „brauchen das Feuer, um sich zu öffnen, wie zum Beispiel viele Eukalyptusarten. Außerdem bilden diese auch sogenannte Lignotuber aus, die ein Wiederaustreiben nach völliger Zerstörung der oberirdischen Pflanzenteile ermöglichen.“
Zeichnen ist eine besondere Form des Begreifens. So sind alte Zeichnungen und Stiche, mit denen in früheren Zeiten Botaniker und Zoologen ihre Entdeckungen dokumentierten, oft sehr viel aussagekräftiger als die schärfsten Fotos von heute. Als Künstlerin zeichnet Verena Waffek jedoch weniger, um zu verstehen, sondern vor allem um zu staunen. Ihre Zeichnungen beschwören eine Natur herauf, die von magischer Schönheit ist. Dabei übersetzt sie das Fell von Tieren, das Gefieder von Vögeln oder das Geäder von Blättern in Texturen, die erst erfunden sein wollen. Verena Waffeks neueste Blätter bestechen durch ihre meisterliche Synthese verschiedenster Modi und Techniken, bis hin zu collagierten Elementen. Auffällig an den neuen Arbeiten sind starke Hell-Dunkel-Kontraste, die fast dramatische Wirkung entfalten. Und immer wieder fällt auf, wie sich die Linien und Kürzel verweben und verfilzen. Als wolle sich das Gezeichnete ins Textile verwandeln. Vielleicht geht ja Verena Waffek das nächste Mal diesen Schritt.

Thomas Heyden

© TUCANfilm 2020

siebentausendeinhundertsechsundzwanzig schöne Tage
Eine Installation von Verena Waffek im zumikon Nürnberg, 2018

Ich begoss die roten Heidelbeeren, die Sandkirsche und den Nesselbaum, die Rottanne und Schwarzesche, den weißen Wein und das Gelbveilchen, die sonst in der trockenen Jahreszeit hätten verdorren können. Dies ein Zitat aus »Walden« von Henry Thoreau und gleichzeitig eine feinsinnige Metapher für das künstlerische Tun von Verena Waffek. Die Zeilen – zu lesen in der Ausstellung
»Siebentausendeinhundertsechsundzwanzig schöne Tage«, die die Künstlerin in der lounge des zumikon eingerichtet hat – sprechen von großer Achtsamkeit und von einem behutsamen Umgang eines ebenso umsichtigen wie sensiblen Individuums.

Für die einzelnen Ebenen der lounge hat die Künstlerin miteinander verschränkte Ausstellungssituationen entwickelt, die sich inhaltlich aufeinander beziehen und thematisch durch das Wand füllende Zitat Thoreaus im Zwischengeschoss verwoben sind.

Text zur Ausstellung von Petra Weigle

Wir machen uns Säfte, so süß wir sie lieben, aus Walnußbaumspänen und Kürbis und Rüben
Eine Ausstellung von Verena Waffek in der Galerie Bernsteinzimmer Nürnberg, 2018

The Shakers Book, ein Geschenk von Freunden über die Tradition der handwerklichen Arbeit der Lebensgemeinschaft der Shaker, war für Verena Waffek Ideengeber zur Konzeption der Ausstellung in der Galerie Bernsteinzimmer. Die Gemeinschaft der Shaker zeichnet sich, unter anderem, durch eine hohe Arbeitsästhetik im Tun und die Ausprägung eines besonderen Gestaltungswillens aus. Durch Einfachheit und Umgang mit Materialien beeinflussten die Shaker, wie auch die arts and crafts Bewegung, die Moderne in Architektur und Design zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

In der Galerie Bernsteinzimmer zeigt Verena Waffek gesammelte Gegenstände, die für sie in ihrer handwerklichen Fertigkeit besonders sind. Bestandteil der installativ aufgebauten Ausstellung sind vorhandenes Mobiliar der Galerie und speziell für die Ausstellung geschaffene Objekte und Zeichnungen. Zentrale Arbeit im Raum ist ein nachgebildeter Steinofen, Shaker Brick Oven Baked Beans.
Helga von Rauffer